Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 265

1864 - Breslau : Leuckart
265 Der Zirknitzer See. welcher Uebelstand durch Reinigung des Flussbettes desei- tigt wird. Wer die Elbe hier mit Hunderten von grossen Dampf- und Segelschiffen bedeckt sieht, welche bestimmt sind den Ver- kehr zwischen Deutschland, England, dem fernem Amerika und den übrigen Erdtheilen zu vermitteln, und sich dabei der unschein- baren Quellen dieses Flusses erinnert, der wird lebhaft von dem Gedanken erfüllt, dass das Grosse auf Erden recht oft einen gar kleinen Anfang nimmt. * Der Zirknitzer See. An den julischen Alpen liegt in Krain der berühmte Zirk- nitzer See, von jeher das Wunder und Räthsel der Gegend. Oestlich von Adelsberg, da wo die Geheimnisse der Unterwelt in hundert Gewölben der Kalkfelsen eingeschlossen sind, breitet sich der wunderschöne See von Zirknitz aus wie ein Spiegel von 3 Dm. Aus ihm ragen 5 Inseln hervor, von denen eine selbst das Dörfchen Ottok trägt. Um ihn reihen sich 9 Dörfer, 20 Kirchen und 9 Schlösser. Der See ist reich an Fischen und Wasservögeln, und die ganze Thalgegend umher ist wun- derschön. Bei vielem Regen gewinnt er an Umfang, über- schwemmt Dörfer und Felder und erhebt sich bis zu 21' über den gewöhnlichen Wasserstand; aber bei sehr trockenem Wetter verschwindet sein Gewässer und zieht in den geheimen Schooss der Erde. Dunkle, schwarze Stellen des Wasserspiegels ver- rathen das Dasein solcher Trichter, die vom Bewohner wohl gekannt und verschieden benannt werden, wie Kessel, Fass, Sieb, Wasserträger, die grosse und kleine Trommelschlägerin, wegen des dumpfen Widerhalles herabstürzender Gewässer $ überhaupt finden sich wohl an 40 Stellen, wo das Wasser unterirdisch abläuft. Von Stunde zu Stunde sinkt der Wasser- spiegel tiefer; jetzt schaut der Grund des Sees zum heitern Himmel hinauf, er trocknet ab, und bald mäht der rührige Landmann Gras, wo er sonst fischte, er säet Getreide und erntet Hirse und Buchweizen; er nimmt statt des Netzes das Feuerrohr und erlegt Hasen, Rebhühner und Wachteln. So ist der wunderbare See mit Recht in dem Rufe, dass man in ihm fischen, jagen und ernten kann. Doch ist diese Erschei- nung nicht so regelmässig, als man sonst glaubte; in den Jahren 1807—14 floss er nur einmal ab, während er vom Januar 1834 bis Februar 1835 ausgetrocknet war.

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 270

1864 - Breslau : Leuckart
270 Geographische Schilderungen. wie ernste Wächter des Allerheiligsten stehen. Dies ist die Stätte der Gesetzgebung Mosis. Hier konnten sich die Tau- sende Israels in ein Heerlager vereinigen, als sie ausgezogen waren von Raphidim und lagerten in der Wüste Sinai gegen den Berg. Am Südrande dieser Ebene kann man dicht an den steilen Absturz des Berges herantreten und mit der Hand „sein Ende berühren,“ woraus zu begreifen ist, dass Moses ein Gehege ziehen musste, um das Volk abzuhalten, ehe er es „aus dem Lager Gott entgegenführte bis unten an den Berg.“ — Auf den Felsenzinnen des Horeb aber fuhr Jehovahs Majestät vor den Augen des Volkes mit Feuer und Donner und dunklem Gewölk hernieder; selbst der schmale Fusssteg scheint noch vorhanden, auf welchem der Mann Gottes emporstieg und „ sich hinzumachte in das Dunkele, da Gott innen war.“ — * Die Insel Rügen. Das Dampfschiff führt uns aus der Swine heraus. Zu beiden Seiten schwinden die Ufer von Usedom und Wollin mit ihrem weissen Sande, und die Molen (Steindämme) werden immer kleiner und kleiner. In alten Zeiten stand auf Wollin die grosse und blühende Handelsstadt Julin, die aber im Kriege zerstört ward. Auf Usedom lag die weit berühmte Stadt Wineta, die bei einem heftigen Anprall des Meeres von den Wellen verschlungen worden sein soll. Jetzt fahren Schiffe über die versunkene Stadt dahin, und in den Trümmern mögen wohl die Fische hausen; die Fischer aber erzählen, dass man bei klarem Wetter unten die Stadt sehen kann und ein wunderbares Geräusch wie von grossem Getümmel hören könne. — Kaum sind die Ufer den Blicken im Osten entschwunden, so taucht im Westen die Insel Rügen wie eine dunkle tief am Himmel hängende Wolke auf. Bald wächst der dunkle Streifen, dehnt sich nach beiden Seiten ans, und weisse Häuser blinken freund- lich vom Ufer herüber. In schönen Bogen schwenkt sich das schmucke Schiff, ein Kanonenschuss blitzt vom Vordertheile, und nun legt es sich vor die Landungsbrücke, auf der wir ans Land steigen. Seit 1815 ist diese Insel preussisch, vorher war sie schwedisch. Die Insel Rügen ist etwa 18 Dm. gross, und da das Meer tiefe Einschnitte in das Land gemacht hat, so sind der südöstliche Theil, Mönchgnt — der nordöstliche, Jasmund — und der nördliche, Wittow, von dem nach Südwest liegenden Haupttheile fast abgeschnitten. Nur schmale, mit niederem Gebüsche und Strandgrase bewachsene Streifen Landes verbinden Wittow mit Jasmund. Dieses, ebenso die Halbinsel Mönchgut,

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 280

1864 - Breslau : Leuckart
280 Geographische Schilderungen. sind als die tiefliegenden Marschen, so legt man gern auf ihrem Rücken Wege an. Die Wagen, Fussgänger und Reiter auf denselben gewähren in der Ferne einen eigenthümlichen Anblick: sie sehen gespenstisch aus, und man begreift, warum die Marschbewohner so oft Gespenster auf den Deichen wan- deln sehen. Als letzte Eigenthümlichkeit muss man noch die tiefen Grä- den erwähnen, die durch alle Marschwiesen und Marschäcker gezogen sind, um sie trocken zu legen, und die Kanäle und Schleussen, welche die süssen Landgewässer ins Meer abführen. Im Sommer sind die Gräben zum Theil trocken; sie werden dann vom Yieh abgeweidet. * Die Halligen. An der Westküste des Herzogthums Schleswig liegen mehrere Inseln, die als Ueberreste einer zusammenhängenden Landstrecke anzusehen sind. Die kleineren führen den Namen „die Halligen.“ Eine solche Hallig ist ein flaches Grasfeld, das kaum 2 — 3' höher liegt als der Rand der gewöhnlichen Meeresfluth. Daher steigt dieselbe häufig bis an die Fenster der darauf befindlichen Hütten. Man glaubt dann nicht, dass diese Hütten menschliche Wohnungen bergen, dass Greise, Männer, Frauen und Kinder ruhig um ihren Tisch sitzen und kaum eineu flüchtigen Blick auf den sie umdrängenden Ocean wer- fen. Manch’ aus seiner Bahn verschlagenes Schiff segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig hin- weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben, wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht durch die Fenster einer Stube schimmern sahen, die keinen andern Boden als die Wellen zu haben schien. Mit der Fluth bricht oft zugleich der Sturm auf das Eiland ein; die Wasser steigen gegen 20' über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Das Meer sendet in immer neuen langen Zügen seine Wassermassen gegen die Werften, auf denen die Woh- nungen stehen. Der Erdhügel, der nur eine Zeit lang zitternd widerstand, gibt nach; ein Stück bricht nach dem andern ab und schiesst in die Fluth. Die Pfosten des Gebäudes werden dadurch entblösst; das Meer fasst und rüttelt sie. Der erschreckte Bewohner des Hauses rettet erst seine besten Schafe hinauf auf den Boden, dann flieht er selber nach. Und hohe Zeit war cs; denn schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden. Mit furchtbarer Gewalt schalten die Wogen in dem untern Theile des Hauses; sie werfen Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit wildem Spiel

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 281

1864 - Breslau : Leuckart
(Einteilung der ganzen Erdoberfläche. 281 durcheinander und schlagen sich immer freiern Durchgang; immer weniger werden der Stützen des Daches, dessen Nieder- sturz rettungslos der ganzen Familie ein schäumendes Grab bereitet. Aengstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen des Sturmes abnimmt; ängstlich pocht das Herz bei jeder Erschüt- terung; immer enger drängen die Unglücklichen sich zusammen. In der Finsterniss sieht Keiner das vor Entsetzen bleiche Antlitz des Andern; im Donner der tobenden Wogen verhallt das bange Gestöhn; aber Jeder kann an seiner eigenen Qual die marternde Angst des Andern ermessen. Der Mann presst das Weib, die Mutter ihre Kinder an sich. Die Bretter unter ihren Füssen werden von der drängenden Fluth gehoben, aus allen Fugen quellen die Wasser auf; das Dach wird durch- löchert vom Wogensturz. — Da kracht ein Balken. Ein furcht- barer Schreckensruf ertönt. Noch eine martervolle Minute — noch eine! Der Dachboden senkt sich nach einer Seite; — ein neuer Fluthenberg schäumt hinauf, und — im Sturmgeheul verhallt der letzte Todesschrei. Die Wogen schleudern sieb einander Trümmer und Leichen zu. Dennoch liebt der Halligbewohner seine Heimath über Alles, und der aus der Sturmfluth Gerettete baüt sich nirgends sonst wieder an als auf dem Fleck, wo er Alles verlor, und wo er in Kurzem wieder Alles und sein Leben mit verlieren kann. Cintheilung der ganzen Erdoberfläche. Das gesammte Meer zerfällt in fünf Haupttheile; sie hei- ßen: das nördliche und das südliche Eismeer, das große, das atlantische und das indische Weltmeer. Das Land besteht aus den Erdtheilen: Europa, Asien, Afrika, Ame- rika und Australien. Theile des nördlichen Eismeeres sind: das weiße, das karische Meer und der obische Meerbusen. Das Südeismeer grenzt an kein Land. Zum großen Weltmeere gehören an der Küste von Asien das chinesische, das gelbe, das japanische, das ochotzkische und das kamtschatkische Meer, an der amerikanischen Seite die Meerbusen von Kalifornien und von Panama. Das atlantische Weltmeer bildet an den Küsten von Europa die irische See, die Nordsee, das Kattegat, aus welchem drei Meer- engen, der Sund, der große und kleine Belt, in die Ostsee führen, wo wieder der finnische und der botnische Meerbusen zu bemerken sind; ferner den Kanal mit der Meerenge von Calais (Kaläh), das aquitanische, das mittelländische Meer und dessen Theile, das toskanische, adriatische, jonische, syrische und schwarze.

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 248

1864 - Breslau : Leuckart
248 Geographie. dringt, entstehen Meerbusen, Baien und Buchten. Kleine, von der Natur oder durch Kunst hervorgebrachte Buchten, wenn Schiffe einen guten Ankerplatz finden und vor den Winden geschützt sind, nennt man Häfen, weniger umschlossene und gesicherte Räume der Art Rheden. Im Meere lebt eine ungeheure Menge von Thieren, darunter uns viele gewiß ganz fremd sin-, weil sie sich uur in bedeutender Tiefe aufhalten. Besonders groß ist die Zahl der gallertartigen Geschöpfe. Mehrere Arten derselben bilden röhrenförmige Gehäuse, die vom Grunde des Wassers bis an die Oberfläche reichen, dicht in einander verschlungen und steinhart sind. Diese Bauwerke sind in manchen südlichen Meeren von solcher Größe, daß an ihnen Schiffe wie an Klippen scheitern können. Das Wasser in den Quellen, Flüssen und den meisten Seen des Landes wird, zum Unterschied von dem des Meeres, auch süßes Wasser genannt. Es fällt als Regen, Thau oder Schnee aus der Luft, zieht in die Erde, sammelt sich besonders in den Gebirgen und kommt als Quelle zum Vorschein. Gewöhn- lich entsteht aus mehreren Quellen ein Bach, mehrere Bäche vereinigen sich zu einem Flusse, und aus Flüssen werden Ströme. Die großen Schnee- und Eislagen in den höhern Gebirgen liefern den Wasservorrath für die Quellen der Flüsse. Die Vertiefung des Bodens, in welcher der Fluß läuft, ist sein Bette; die Stelle, wo er in einem andern, im See oder im Meer endet, seine Mündung. Kleine Flüsse, die sich in einen großen ergießen, sind dessen Nebenflüsse. Je nachdem sich das Land mehr oder weniger neigt, haben auch die Flüsse ein stärkeres oder schwächeres Gefälle. Ein Wasserfall entsteht, wenn der Boden, über den der Fluß hinströmt, einen schroffen Abhang bildet. — Alles Land, das einem Hauptflusse Wasser zusendet, macht sein Flußgebiet aus. Manche Ströme sind an ihrer Mündung eine, auch mehrere Meilen breit; die Länge der größten beträgt über 700 Meilen. Die Flüsse treten im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt, auch nach anhaltendem Regen, aus ihren Ufern und setzen die niedrig liegenden Gegenden unter Wasser. Manche Flusse in der heißen Zonen verursachen regelmäßig eintreffende Ueberschwemmungen. Ein solcher ist der Nil in Aegypten; er gießt sich im Juni über das anliegende Land aus. Sein Wachsen dauert 45 Tage, weil er anfangs nur lang- sam steigt; eben so viel Zeit bedarf er zum Fallen. Durch den Schlamm, welchen seine Fluthen absetzen, wird das Erdreich so fruchtbar, daß man drei Mal des Jahres ernten kann, zuerst Gemüse, dann Getreide und nachher wieder Gemüse.

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 255

1864 - Breslau : Leuckart
Die Oberfläche der Erde. 255 über das Gesicht decken. Die ungeheuren Lavaflüsse vereinigten sich zu einem breiten Strome, der sich über 1 Meile an dem Berge hinzog. Die Oeffnung des Gipfels sowohl, als mehrere zur Seite liegende standen zu gleicher Zeit in Feuer und schleuderten schwere Steine zu einer ungeheuren Höhe in die Luft. Um Mitternacht wurde der Vulkan noch wüthender; man hörte zwei Stunden lang einen ununterbrochenen Donner, wie der des stärk- sten Gewitters. Jetzt wandelte mich einige Furcht an; bdtn obgleich das Meer keine Sturmwellen schlug, so war doch sein Gewässer zu wiederholten malen längs dem Hafendamme aufgeschwollen und würde jeden nahen Gegenstand mit sich fortgerissen haben, wenn es nicht sogleich wieder in seinen gewöhnlichen Stand gefallen wäre. Der ganze übrige Himmel war dunkel, aber die außer- ordentliche Helle, von welcher der Dunstkreis über dem Berge glühte, erleuchtete auf das vollkommenste alle Gegenstände. Um 1 Uhr in der Nacht hielten die Einwohner, von Entsetzen erfüllt, feierliche Prozessionen und flehten den Schutz des Himmels an. Sie fürchteten jetzt nicht mehr, das Meer aus seinen Usern treten zu sehen. Gegen 3 Uhr des Morgens nahm das Getöse des Berges auf eine fürchterliche Weise zu, Blitze schossen aus dem obersten Schlunde nach allen Richtungen. Die verdoppelte Wuth ward durch den Einsturz eines Theils vom Gipfel des Berges erzeugt, der in die brennenden Höhlungen hinabsank. Große Stücke Erdreich und ungeheure Felsblöcke wurden durch den schreck- lichen Aufruhr des brennenden, flüssigen Stoffes zurück- und mir Gewalt herausgeschleudert; sie rollten unter gräßlichem Getöse in die Ebene hinab, wo sie berächtlichen Schaden bei den Städten Somma und Ottjano anrichteten. In der nämlichen Zeit schwoll der Lavafluß, der sich vom Berge hinabwälzte, dergestalt an, daß er aus seinen Ufern trat, einen feurigen Sturz von einer halben Viertelmeile in der Breite bildete, und in seinem Laufe Kirchen, Klöster, Landhäuser, und was ihm in den Weg kam, nieder - und mit sich fortriß. Nachdem er einen großen, herrlichen Land- strich verwüstet hatte, zerstörte er auch die schöne und reiche Stadt Torrs äel Greco, die 18,000 Einwohner und eine Menge schö- ner Gebäude enthielt, von Grund aus, setzte seinen Lauf bis an das Gestade fort und fiel endlich zischend ins Meer, wo er eine Halbinsel bildete. In diesem Augenblicke hob das Meer sich empor und schlug an die Mauern des Hafendammes. Gegen 4 Uhr ließ das Brüllen des Berges auf einige Zeit nach, und die Lava schien nicht mehr zu fließen. Während dieser Zwischenzeit fuhren aus demselben eine Menge Blitze in mancherlei Schlän- gelungen und von einem wunderbaren Glanze; allein sie waren nicht mehr sichtbar, sobald der Vulkan wieder anfing die flüssige

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 256

1864 - Breslau : Leuckart
256 Geographie. Masse auszuwerfen, die in ihm kochte. Um 5 Uhr vernahm man abermals den unterirdischen Donner, und der Berg wurde plötzlich durch dicke Säulen von Asche verdunkelt, die aus ihm emporstiegen. Wären diese Säulen, statt ins Meer, auf Neapel niedergefallen, so würde die Stadt das Grab seiner Einwohner geworden sein. Eine der Säulen, welche schöner und lichter war als die übrigen, flog schnell über den Ort hin, wo ich saß, was mich zum Weggehen veranlaßte. Erst um 7 Uhr des Morgens langte ich auf meinem Zimmer an; die Fenster standen offen, und der Fußboden lag 3 Zoll hoch voll Asche. Vergebens machte ich den Versuch, Nachmittag mich der Stadt Torre del G-reco zu Lande zu nähern. Ich nahm den folgenden Tag ein Boot, schiffte über die Bucht und begab mich an das Ufer, das diesem unglücklichen Orte am nächsten war. Ich fand den Strand mit den bedauernswürdigen Einwohnern bedeckt, die sich sammt dem Wenigen, was sie von ihren Sachen retten konnten, dahin geflüchtet hatten. Schaudernd betrachtete ich die Menge der zerstörenden Lava, die mitten in der Stadt aufgeschichtet war. Am Ufer trieb eine Menge todter Fische, welche bei dem Ein- flüsse der Lava ins Meer umkamen." Nicht minder furchtbare, oft noch größere Verwüstungen rich- ten die Erdbeben an. Wie die feuerspeienden Berge sich meist in der Nähe des Meeres finden, so scheinen auch Küstenländer vor- zugsweise den Erdbeben unterworfen zu sein. Besonders häufig und heftig sind sie in Amerika. Ein berühmter Reisender erzählt von dem Erdbeben in Caraccas am 26. März 1812 Folgendes: „Der Tag eröffnete sich als ein sehr heißer, die Lust war ruhig und der Himmel wolkenlos. Es war Gründonnerstag und das Volk größtentheils in den Kirchen versammelt. Nichts schien das drohende Unglück zu verkünden. Sieben Minuten nach 4 Uhr Abends verspürte man die erste Erschütterung. Sie war stark genug, um die Glocken in Bewegung zu setzen. Sie dauerte sechs Secunden, und unmittelbar darauf erfolgte eine zweite, wäh- rend welcher der Erdboden, in beständiger Wellenbewegung, wie eine Flüssigkeit zu kochen schien. Schon glaubte man die Gefahr vorüber, als sich ein heftiges unterirdisches Getöse hören ließ. Es glich dem Rollen des Donners, war jedoch stärker und dauernder. Dem Donner folgte eine senkrechte Bewegung, welche von einer wellenförmigen begleitet ward. Die Stöße kamen in entgegen- gesetzten Richtungen, von Norden gegen Süden und von Osten nach Westen. Dieser Bewegung von unten nach oben und diesen sich durchkreuzenden Schwingungen vermochte nichts zu widerstehen. Die Stadt Caraccas wurde gänzlich zu Grunde gerichtet. Tau- sende ihrer Bewohner fanden unter den Trümmern der Kirchen

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 257

1864 - Breslau : Leuckart
Die Oberfläche der Erde. 257 und Häuser ihr Grab. Zwei der größten Kirchen, die mehr als 150 Fuß Höhe hatten, und deren Schiff durch 12 Fuß dicke Pfeiler getragen ward, lagen in einen Trümmerhaufen verwandelt, und die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den Säulen fast keine Spur mehr kennbar geblieben ist. Neun Zehntel der schönen Stadt wurden gänzlich zerstört. Die Häuser, welche nicht einstürzten, waren dermaßen zerrissen, daß sie nicht weiter- bewohnt werden konnten. Wenn die Zahl der Todten auf 10,000 berechnet wird, so sind dabei die Unglücklichen nicht in Anschlag gebracht, welche, schwer verwundet nach Monaten erst aus Mangel an Nahrung und Pflege umkamen. Die Nacht vom Donnerstag auf den Charfreitag bot den Anblick eines unsäglichen Jammers und Unglücks dar. Die dichte Staubwolke, welche sich über die Trümmer erhob und die Luft gleich einen: Nebel verdunkelte, hatte sich zur Erde niedergeschlagen. Die Erschütterungen hatten auf- gehört, und die Nacht war so hell und ruhig wie je zuvor. Der volle Mond beleuchtete die nahen Berge, und die Gestalt des Himmels bildete einen furchtbaren Abstich gegen die mit Trüm- mern und Todten bedeckte Erde. Mütter trugen Kinderleichen im Arm, durch die Hoffnung getäuscht, sie wieder ins Leben zu rufen. Jammernde Haushaltungen durchzogen die Stadt, um einen Vater, Bruder, einen Freund zu suchen, dessen Schicksal unbekannt war und den man im Gedränge verloren glauben konnte. Die unter dem Schutte begrabenen Verwundeten riefen die Vorübergehenden laut flehend um Hilfe an; über 2000 zog man hervor. Nie hat wohl das Mitleid sich rührender und thätiger gezeigt als in den Anstrengungen, um den Unglücklichen, deren Seufzer man hörte, beizustehen. Es mangelte gänzlich an Werkzeugen zum Nachgra- den und Wegräumen des Schuttes; man mußte sich der Hände bedienen, um die Lebenden hervorzugraben. Die Verwundeten wurden ans Gestade des Flusses gelagert. Hier machte der Baum- schatten allein ihr Obdach aus. Die Betten, die Leinwand zum Verband der Wunden, Arzneistoffe, alle Gegenstände des dringend- sten Bedürfnisses waren unter dem Schutte vergraben. In den ersten Tagen mangelte Alles, sogar Nahrungsmittel. Auch das Wasser war im Innern der Stadt selten geworden. Die Erdstöße hatten theils die Brunnenleitungen zerschlagen, theils waren durch das eingefallene Erdreich die Quellen verstopft." Ebenes An den Gebirgen, die meist in einem gewissen Zusammen- , hange mit einander stehen, breitet sich das flache Land aus. Seine tiefsten Stellen an den Seeküsten heißen Niederungen. Es gibt deren, welche tiefer liegen, als die Oberfläche des Meeres, Rendschmidt's Lesebuch für obere Klassen. 17

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 258

1864 - Breslau : Leuckart
258 Geographie. und daher gegen sein Ueberfluthen durch große Dämme geschützt werden müssen. Manche Ebenen haben eine weite Ausdehnung Einige sind etliche tausend Fuß über der Meeresfläche und heißen Hochebenen. In Asien findet man unter dem Namen von Steppen beträchtliche Niederungen. Sie zeichnen sich zum Theil durch ihren Mangel an süßem Wasser, einen sandigen und salzigen Boden und deshalb auch durch Salzseen und Salzflüsse aus. Andere sind fruchtbar und wasserreich, haben, obwohl von Bäu- men entblößt, schönen Graswuchs und sind darum sehr geeignet zum Aufenthalte zahlreicher Hirtenvölker. Ferner bietet die Ober- fläche der Erde große Ebenen, besonders in den heißen Gegenden dar, welche mit einem trocknen, unfruchtbaren Sande bedeckt sind, und wo die Sonnenhitze keine Pflanzen aufkommen läßt. Das sind Wüsten, von denen die bedeutendsten Afrika enthält. Die eine, Sahara, befindet sich im Norden dieses Erdtheils, ist über 200 Meilen lang und fast eben so breit. In derselben trifft man einzelne fruchtbare, wasserhaltige Stellen, Oasen genannt, die in dem unermeßlichen Sandmeere als Inseln zu betrachten sind; sonst ist sie eine todte Sandfläche ohne Gewächse und Thiere. Und doch wird diese Wüste von vielen tausend Men- schen alljährlich durchwandert. Die Reisenden wählen die beste Jahreszeit, versammeln sich zu Hunderten und bilden einen Zug, Karavane genannt. Sie führen Lebensmittel, Zelte, Wasser in ledernen Schläuchen mit sich und laden alles dies auf Kameele. Jene Oasen sind für solche Züge außerordentlich wichtig; denn hier findet der Mensch und sein Lastthier nach den überstandenen Mühseligkeiten Wasser und Früchte zur Labung; hier kann er seine Zelte aufschlagen und der Ruhe pflegen. Ueber die ganze Ebene erblickt das Auge nur leichten Flugsand, der, vom Winde getrieben, die Luft als feiner Nebel erfüllt. Wo der Sand fehlt, kommen Felsenstücke, meist Kalksteine vor, oder der Boden ist mit grobem Kies belegt. An einzelnen Stellen der Wüste gelingt es, durch angestrengte Nachgrabungen Wasser zu erhalten, wel- ches dann zuweilen reichlich fließt, aber nicht selten salzig und trübe ist. Dergleichen Brunnen werden jedoch, wenn sie mit Sand verweht sind, nicht wieder aufgefunden, und die Reisenden können ihre leeren Schläuche nicht füllen. Einst mußte eine Karavane von 2000 Personen und 1800 Kameelen vor Durst jämmerlich umkommen, weil ein Ruheplatz, auf den man rech- nete, kein Wasser mehr darbot. Der Samum, ein trockner heißer Wind, ist dort allen athmenden Wesen höchst gefährlich. Die Körper von Menschen und Thieren, welche in der Wüste umgekommen sind, gehen nicht in Fäulniß über, sondern werden so ausgedörrt, daß z. B. ein daliegendes Kameel, das im vor-

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 259

1864 - Breslau : Leuckart
Die Ostsee. 259 jährigen Zuge starb, leicht von einem Menschen in die Höhe zu heben ist. In den nördlichen Gegenden würde es ähnliche Wüsten geben, wenn nicht die kältere und feuchtere Witterung, so wie der Reichthum an Wasser den Anbau möglich gemacht und dm Sand in tragbares Land umgeschaffen hätten. geographische Schilderungen. * Die Ostsee. Die Ostsee oder das baltische Meer hängt durch den Sund, den grossen und kleinen Belt, die Eider- und den Eiderkanat mit der Nordsee zusammen. Sie bespült zwei Provinzen unseres Vaterlandes; im Ganzen umfasst sie einen Flächenraum von 7000 Dm. In der Ostsee liegen viele Inseln; am dichtesten zusammen- gedrängt finden sich dieselben im bosnischen Meerbusen. Viele von ihnen sind mit freundlichen Dörfern und baumreichen Gefil- den geschmückt. Im Vergleich zu den übrigen Meeren hat die Ostsee nur eine geringe Tiefe, an den meisten Stellen beträgt sie nur 50 bis 100'. Die Ufer sind meist so flach, dass ein erwach- sener Mensch 200 Schritte in die See hineingehen kaun; daher hat die Küste viele gute Badestellen. Die Ostsee hat keine Ebbe und Fluth. Ihr Wasser ist meergrün, aber klarer und kälter, als das des Oceans, und wegen der vielen ihr zufliessen- den süssen Gewässer auch weniger salzig. Daher geschieht es zuweilen, dass bei strenger Kälte ein grosser Theil von ihr zufriert. Wo im Sommer Schiffe fuhren, da reist man nun zu Fuss, zu Pferde und im Schlitten. Solche Reisen, die am gewöhnlichsten über den bosnischen Meerbusen von Russland nach Schweden unternommen werden, sind sehr beschwerlich und einförmig. Auf der weiten Fläche stehen wunderbar geformte Eisblöcke, zwischen denen das Auge nichts als Schnee und Eis erblickt; kein Laut, als das Schleifen des Schlittens, das Läuten der Schellen oder der Hufschlag der Pferde, unterbricht die Todesstille. Kommt ein Schneesturm; oder entstehen unter donnerähnlichem Krachen weite Risse und grosse Spalten im Eise, dann wird die Reise gefährlich. Erst im Mai gelingt es gewöhnlich der Sonne, das Eis zu vertreiben und die Schifffahrt frei zu machen. Alsdann spielen die plätschernden Wellen über den weissen Sand bis 17*
   bis 10 von 26 weiter»  »»
26 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 26 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 1
4 0
5 5
6 0
7 17
8 0
9 0
10 2
11 1
12 0
13 0
14 1
15 0
16 0
17 0
18 1
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 12
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 1
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 6
38 7
39 0
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 2
46 0
47 1
48 1
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 1
2 0
3 0
4 0
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 2
12 5
13 0
14 0
15 0
16 1
17 7
18 0
19 0
20 0
21 14
22 0
23 2
24 0
25 0
26 0
27 0
28 19
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 1
40 1
41 0
42 3
43 0
44 1
45 2
46 0
47 1
48 6
49 1
50 0
51 0
52 0
53 0
54 3
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 1
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 2
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 1
77 12
78 1
79 0
80 0
81 3
82 1
83 1
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 1
90 0
91 4
92 2
93 1
94 1
95 0
96 0
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 16
1 9
2 13
3 8
4 8
5 3
6 28
7 1
8 0
9 8
10 12
11 2
12 21
13 31
14 3
15 4
16 6
17 0
18 4
19 6
20 2
21 3
22 5
23 0
24 37
25 9
26 9
27 2
28 60
29 3
30 1
31 2
32 13
33 67
34 26
35 0
36 4
37 3
38 0
39 5
40 4
41 0
42 28
43 11
44 3
45 2
46 45
47 1
48 9
49 7
50 9
51 34
52 1
53 0
54 0
55 0
56 2
57 4
58 11
59 71
60 0
61 0
62 1
63 3
64 3
65 4
66 1
67 1
68 3
69 0
70 2
71 2
72 1
73 3
74 3
75 13
76 4
77 3
78 3
79 2
80 3
81 98
82 0
83 7
84 42
85 8
86 2
87 6
88 9
89 15
90 4
91 1
92 0
93 4
94 0
95 14
96 1
97 7
98 2
99 1
100 42
101 4
102 25
103 6
104 3
105 0
106 5
107 28
108 1
109 10
110 9
111 4
112 15
113 16
114 15
115 2
116 7
117 0
118 1
119 8
120 3
121 18
122 2
123 5
124 47
125 22
126 5
127 11
128 2
129 10
130 5
131 81
132 3
133 31
134 5
135 3
136 24
137 17
138 1
139 3
140 6
141 0
142 17
143 19
144 1
145 7
146 4
147 6
148 0
149 0
150 6
151 4
152 57
153 3
154 4
155 17
156 14
157 3
158 3
159 4
160 7
161 5
162 1
163 3
164 11
165 4
166 15
167 1
168 16
169 4
170 0
171 7
172 1
173 20
174 2
175 147
176 3
177 53
178 3
179 20
180 9
181 6
182 16
183 40
184 15
185 6
186 8
187 8
188 4
189 6
190 1
191 3
192 7
193 12
194 1
195 22
196 18
197 4
198 4
199 1